Selbstverständnis

Selbstverständnis des Eldaring e.V.

Stand 2024

I. Einleitung

(1) Dieser Text will das Selbstverständnis des Eldaring e.V. ausdrücken.
(2) Er dient vor allem der Orientierung für Neu- und Nichtmitglieder und soll die Grundlagen des Eldaring e.V. erläutern.
(3) Dieser Text soll fortlaufend überarbeitet werden, um der Entwicklung des Eldaring e.V. angepasst zu werden.

II. Grundsätzliches

(1) Der Eldaring e.V. versteht sich als dogmenfreie, inklusive, heidnische Gemeinschaft, die sich  zu den religiösen Traditionen der  germanischen Völker bekennt  (siehe Punkt III. „Religiöse  Grundlagen“).
(2) Der Eldaring e.V. verhält sich  politisch neutral – duldet  allerdings keine Einstellungen, die rechts- und linksextremistisch,  rassistisch, homophob oder sexistisch sind. (siehe Punkt „VI. Abgrenzung“).
(3) Der Eldaring e.V. ist ein  deutschsprachiger Verein. Die  Mitgliedschaft ist an keine  Nationalität oder ethnische  Herkunft gebunden. 

III. Religiöse Grundlagen

(1) Der Eldaring e.V. hat sich bewusst für die Tradition des germanischen Heidentums  entschieden.
(2) Dies beinhaltet nicht, andere  religiöse Traditionen geringer zu  schätzen, sondern religiöse  Handlungen und Symbole ganz  auf die Götter und Göttinnen des  germanischen Heidentums  auszurichten. Dies schließt  allerdings nicht aus, dass auch in  Einzelfällen bei kultischen  Handlungen eine gemeinsame  Verehrung mit Göttinnen und  Göttern anderer  Pantheons/Kulturen möglich ist. 
(3) Das germanische Heidentum bezieht seine geschichtlichen  Grundlagen aus den verschiedenen ethnischen Traditionen aller  germanischen Völker.
(4) Um die Vergangenheit zu  verstehen und von Projektionen  fernzuhalten, ist eine kritische  Rezeption der Quellen im Kontext  der wissenschaftlichen Forschung  unverzichtbar. Naturgemäß sind  die Quellen eher auf die skandinavischen Regionen  bezogen, weil hier (im nördlichen  Europa der späten Wikingerzeit) das Heidentum am längsten  überlebte und somit überhaupt erst in die schriftliche Überlieferung  Eingang fand. Mit den  nordeuropäischen Traditionen ist  das moderne Heidentum daher am  besten vertraut, und  die Selbstbezeichnung der  skandinavischen modernen  Heiden, „Asatru“ (=„Asentreu”), ist ein Synonym für modernes  Heidentum in ganz Europa  geworden und auch im Eldaring e.V. gebräuchlich.
(5) Für den deutschsprachigen Raum sind darüber hinaus auch  Traditionen fassbar, die sehr viel  älter sind und in sehr  verschiedenen Regionen (von der Nordsee bis zu den Alpen)  wurzeln. Sie sind ebenso Teil des kulturellen Erbes und finden daher ein natürliches Interesse im  Eldaring e.V.
(6) Heidentum war und ist  diesseitsbezogen, tolerant, inklusiv und polytheistisch und  unterscheidet sich insofern  grundsätzlich von dogmatischen, monotheistischen Religionen.
(7) Nach unserer religiösen Überzeugung sind alle Wesen und  Dinge sowohl entwicklungsgeschichtlich als  auch im währenden Kreislauf der  Natur miteinander verbunden. 

1. Polytheismus germanischer Prägung
(1) Das Heidentum kennt viele Götter und Göttinnen.
(2) Eine Rangfolge der Gottheiten ist nicht begründbar und daher für Anhänger des germanischen Heidentums eine Frage ohne Belang.
(3) Obwohl nicht alle bekannten Gottheiten ehedem in einem gemeinsamen kultischen Zusammenhang standen, bilden sie für das heutige germanische Heidentum einen Kreis, der insgesamt verehrungswürdig ist.

2. Ahnenverehrung
(1) Aus dem Bewusstsein heraus, dass das eigene Leben mit allem Leben, sowohl vergangenem als auch zukünftigem, in Beziehung steht, werden die Ahnen geachtet.
(2) Dabei sind für viele die Ahnen nicht alleine auf den Kreis persönlicher Vorfahren beschränkt.
(3) Unsere Verbindung zu den Ahnen hat ihre Entsprechung in der Verantwortung gegenüber  denen, die nach uns kommen.

3. Magisches Weltbild
(1) Die germanische Mythologie kennt neun Welten, in denen Gottheiten, Menschen und alle Wesen leben und auch miteinander interagieren.
(2) Die Verbindung aller Wesen durch Raum und Zeit wird vorgestellt als Netz („Wyrd“), in dem die Handlungen aller  miteinander verwoben sind und in der Summe das Schicksal  gestalten.
(3) Von jeher gab es das Bedürfnis, auf dieses Wyrd einzuwirken, auch durch magische Praktiken. Verwurzelt in unserer  Tradition kennt man diese  Praktiken als Seidhr, Spá, Galdr.  Magische Praktiken sollen Heil  bewirken oder Unheil abwehren. Schadenszauber galten und gelten als unethisch. Ob man Magie einsetzen will, ist eine individuelle Entscheidung – und keine irreversible.
(4) Nach Ansicht des Eldaring e.V. schließen sich das naturwissenschaftliche und das magische Weltbild dabei nicht  gegenseitig aus, sondern ergänzen  einander. Beide bereichern das Wirklichkeitsverständnis.

4. Heidnische Feste
(1) Heidnische Feste begleiten immer die Einschnitte im Leben, seien sie individuell oder gemeinschaftlich bedeutsam. Anders gesagt: sie markieren das Ende einer alten und den Beginn einer neuen Periode.  Unausweichlich sind die regelmäßigen Veränderungen, die mit dem Wechsel der Jahreszeiten einhergehen.
(2) Die Natur selbst bedingt die Sitte, in den Übergangszeiten die Üppigkeit des Lebens zu feiern  und der kommenden Periode satt  und zufrieden entgegenzusehen. Im festlichen Mittelpunkt stehen  die höheren Mächte, die für gutes  Jahr und Frieden angerufen  werden. Opfer an die Götter sind  kein Akt des Verzichts, den wir  leiden, sondern ein Akt des Teilens und der Dankbarkeit für unser  Wohlergehen. Geben und Nehmen  erhält die Freundschaft und die Zuversicht, dass auch die nächste  Zeit gut und friedlich wird.
(3) Heidnische Feste sind also sehr an einer (heilen) Diesseitigkeit  interessiert. Im heidnischen Ritual  (bei uns mit dem altnordischen  Wort „Blót“ bezeichnet – von blóta: die Gottheit durch Opfer  verehren) bezeugt die feiernde  Gemeinschaft, dass sie sich als  Teil einer größeren Gemeinschaft  sieht, in der die Ahnen, die Gottheiten und Geister der Natur  genauso ihren Platz haben wie die  Menschen.
Das Ritual bestätigt die Erfahrung, dass die Koexistenz aller  Lebensformen die notwendige  Basis für ein heilvolles Leben ist.
(4) Unsere Rituale stehen ihrem Sinn nach in dieser Tradition, sie sind in ihrer Form aber offen für  kreative Impulse, um Tradition  und Moderne zu verbinden. Sie  sind in ihrer Ausgestaltung aber  offen für neue Formen, um mit  Kreativität und Improvisation,  Tradition und Moderne zu  verbinden.
(5) Im Eldaring e.V. gibt es keine religiösen Ämter und keine vom  Verein eingesetzten Ritualleiter.  Jede Blótgruppe entscheidet  selbst, welche Mitglieder ein Blót  gestalten, oder einzelne  Teilbereiche eines Blóts zur  Gestaltung übernehmen.
(6) Für das Blót hat sich im Eldaring e.V. folgende Form  eingebürgert:
6.1 Eröffnung des Blóts
Der Thingfrieden wird ausgerufen: Alle Zwistigkeiten haben zu ruhen.
Es werden Götter und andere Wesenheiten angerufen und eingeladen, am Fest teilzuhaben.
Je nach Anlass des Festes kann eine phantasievolle Ausgestaltung vorgenommen werden.
6.2 Opferung
Den zentralen zeremoniellen Akt bildet die Opferung an die Gottheiten, Ahnen und Naturgeister.
Das Opfer ist Gabe an die Götter,  es kann als Trank- oder  Speisegabe erfolgen, aber auch andere Opfergaben sind möglich. Die Blótgemeinschaft trinkt auf  die Gottheiten („Sumbel“); Segen  für gemeinschaftliche oder  persönliche Belange wird erbeten.
6.3 Aufhebung des Blóts
Das Ausgießen des Trankopfers  mit der begleitenden Formel „Von  den Göttern zur Erde zu uns, von  uns zur Erde zu den Göttern“ hat  sich in Eldablóts als ein würdiger  Abschluss etabliert. Es gibt viele würdige Anlässe, ein  Blót zu feiern – in der Regel wird  aber ein Blót bei den wichtigsten  heidnischen Festen, den  Jahreskreisfesten, gefeiert. Auch  die Übergänge im Leben bieten  Anlass, ein Blót zu feiern, z.B.  Namensweihe, Eheschließung. 

IV. Strukturen

(1) Die Umsetzung der Vereinsziele in die Praxis obliegt der Verantwortung aller Mitglieder. Sie soll durch die Strukturen gefördert und nicht beschränkt werden.
Der Eldaring e.V. begrenzt seine Strukturen auf ein Mindestmaß und ermutigt seine Mitglieder zum Aufbau eigener lokaler Gruppen (Herde/Stammtische). Als notwendig werden folgende Strukturen erachtet:

Mitgliederversammlung
(2) Die Mitgliederversammlung bestimmt in letzter Instanz über alle Vereinsangelegenheiten. Sie ist das verfassungsgebende (Satzung) Organ des Vereins.

Vorstand
(3) Der von der Mitgliederversammlung gewählte Vorstand (1. und 2. Vorsitzender, Schatzmeister, Schriftführer und Beisitzer) führt die Geschäfte des Vereins und unterstützt und koordiniert die Aktivitäten der Mitglieder. Im Einzelnen regelt dies die Satzung.

Eldarat
(4) Der Eldarat besteht aus 5 von der Mitgliederversammlung gewählten ehrenamtlichen Bewahrern, die beratende und innerhalb des Vereinslebens konfliktlösende, moderierende Aufgaben haben. Ein Mitglied des Eldarates nimmt jedem neu gewählten Vorstand einen Amtseid ab. Alles Weitere regelt die Satzung.

Eldawarte
(5) Die Eldawarte sind die ehrenamtlichen regionalen Vertreter des Eldaring e.V.. Sie koordinieren Aktivitäten der Herde einer Region und vermitteln Interessenten und Neumitglieder an die Herde. Sie stehen den Herdwarten und Mitgliedern beratend zur Seite und repräsentieren im Auftrag des Vorstandes den Verein in der Öffentlichkeit. Sie unterstützen oder organisieren regionale Veranstaltungen und Aktivitäten. Sie haben keine Weisungs- oder Entscheidungsbefugnisse innerhalb des Eldaring e.V. oder innerhalb einer regionalen Gruppe, sie bilden aber
das Bindeglied zwischen den Herden und dem Vorstand.

Herdwarte
(6) Die Herdwarte sind die ehrenamtlichen Leiter der regionalen Stammtische (der „Herde“) und organisieren lokale Treffen/Stammtische und Vereinsaktivitäten. Sie haben keine Weisungs- oder Entscheidungsbefugnisse innerhalb des Eldaring e.V. oder innerhalb einer regionalen Gruppe.

Die Herde
(7) Die Herde sind jeder regelmäßige lokale Zusammenschluss/Stammtisch von Mitgliedern und Interessierten zur gemeinsamen Ausübung ihrer Kultpraxis oder Diskussion von gemeinsamen Themen mit heidnischem Bezug. Sie werden von einem Herdwart organisiert.
Zweck ist neben dem Austausch die Beantwortung von Fragen Interessierter und die Neumitgliederintegration. Ebenso die gemeinsame öffentliche Feier von heidnischen Festen zu unterschiedlichen Anlässen. Der Herd vollführt diese in eigener Verantwortung und eigener regionaler Ausprägung.
Darüber hinaus kann auch Ziel des Herdes sein, eine konstante Blótgruppe zur gemeinsamen Feier von Jahreskreis- und anderen privaten Festen zu etablieren.

Blótgruppen
(8) Eine Blótgruppe ist ein meist aus Herden erwachsener, lockerer und sich zumeist selbst organisierender Verbund der gemeinsam Rituale / heidnische Feste in eigener Verantwortung und Ausprägung feiert. Wegen der Vertraulichkeit innerhalb von Blóts können sich diese Gruppen auch privat und nicht öffentlich organisieren. Ein Herd kann auch aus mehreren Blótgruppen unterschiedlicher Zusammensetzung und Ausprägung bestehen.

Arbeitsgruppen
(9) Zu besonderen, für das germanische Heidentum relevanten Themen schließen sich Mitglieder zu inhaltlichen und/oder fachpraktischen Arbeitsgruppen zusammen.

Vereinszeitschrift und Medien

V Vereinszeitschrift und Medien
(1) Der Eldaring e.V. veröffentlicht die Zeitschrift „Herdfeuer“, die regelmäßig erscheint und auch von Nicht-Mitgliedern bezogen werden kann.
(2) Der Verein unterhält eine Homepage und weitere digitale Medien zur Öffentlichkeitsarbeit, Information, Vernetzung und Kommunikation.

VI. Abgrenzung
(1) Innerhalb des Eldaring e.V. nicht geduldet werden Praktiken und Weltanschauungen, welche der freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland zuwiderlaufen. Der Eldaring e.V. versteht sich als
inklusive, heidnische Gemeinschaft und agiert auf der Grundlage des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) sowie international anerkannter Menschenrechte.
(2) Nicht geduldet werden demnach der politische Rechts- und Linksextremismus, homophobe und rassistische Einstellungen, Sexismus, Diskriminierung, der Aufruf zur Gewalt sowie die okkulten Weltanschauungen der
Theosophie bzw. der Ariosophie.
(3) Der Eldaring e.V. nimmt keine Mitglieder auf oder arbeitet in irgendeiner Weise mit natürlichen oder juristischen Personen zusammen, die oben Genanntes vertreten oder mit Organisationen zusammenarbeiten, die dieses tun.
(4) Sollte ein Mitglied nach Beitritt als Anhänger/in einer der oben genannten politischen, religiösen oder weltanschaulichen Gruppierungen identifiziert werden, wird es aus dem Verein ausgeschlossen.